Die Passion der Jungfrau von Orléans ist ein Historienfilm aus dem Jahre 1928. Er behandelt die letzten Stunden der
Jeanne d’Arc, eines 1431 hingerichteten Bauernmädchens. Regie führte Carl
Theodor Dreyer, die Titelrolle spielte Renée Falconetti, die unter dem Namen Maria Falconetti geführt wurde. Der Film wird als Meilenstein
der Filmgeschichte gesehen.
Handlung
Der Film zeigt zu Beginn die Akten des Prozesses gegen Johanna, wie sie im Archiv überliefert
sind, und behauptet mit diesem Verweis auf eine angeblich genaue Wiedergabe der Geschehnisse seine eigene historische Verbürgtheit. Danach setzt der Film unvermittelt mit dem Beginn der Gerichtsverhandlung ein.
Johanna
behauptet, ihre Mission habe sie vom Erzengel Michael, der ihr erschienen sei. Das Ziel sei die Befreiung Frankreichs. Sie weigert sich, die Erscheinung als Trugbild des Teufels zu deuten und ein entsprechendes Geständnis zu unterschreiben. Das Zeigen
der Folterwerkzeuge beantwortet sie mit der Aussage, etwaige Geständnisse würde sie später widerrufen. Da sie in Ohnmacht fällt, bleibt ihr die Folter erspart.
Sie wird ein erstes Mal auf den
Scheiterhaufen gebracht und unterschreibt schließlich das Geständnis (bzw. der Richter führt mit ihrer stillen Genehmigung ihre Hand). So wird sie zu lebenslangem Kerker begnadigt, was dem englischen Hauptmann offensichtlich missfällt.
Vor der Einkerkerung aber bereut sie das Geständnis und lässt die Richter rufen, um es zurückzunehmen. Daher wird Johanna am Ende doch noch auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Englische Soldaten schlagen einen Volksaufstand nieder, nachdem ein
alter Mann gerufen hatte, es werde eine Heilige verbrannt.
Bereits bei der Befragung durch die Richter am Anfang der Handlung hält einer der Anwesenden Johanna für eine Heilige und wirft sich ihr zu Füßen,
woraufhin er entfernt wird. Einige weitere Geistliche sympathisieren mit ihr und wünschen sich den Großen Sieg (Frankreichs), aber es ist undeutlich, ob sie an Johannas göttlichen Auftrag glauben. Als Johanna zum ersten Mal auf dem Scheiterhaufen
steht, ermuntern sie sie zum Geständnis, als Johanna selbst noch ihrer Mission treu bleiben will.
Johanna ist fromm und sehnt sich nach den Sakramenten; die Richter wollen sie sogar mit Messe und Kommunion
erpressen, damit sie gestehe. Ihr Leiden wird teilweise der Passion Jesu Christi nachempfunden, so wird sie von groben Gesellen verspottet und erhält sogar eine geflochtene Krone.
Filmdaten
Deutscher Titel „Die Passion der Jungfrau von Orléans (Die Passion der Janne d’Arc). Originaltitel: La Passion de Jeanne d’Arc. Produktionsland: Frankreich: Erscheinungsjahr: 1928. Spiellänge:
110 Minuten. Altersfreigabe: ab 12 Jahren. Regie: Carl Theodor Dreyer, Drehbuch: Carl Theodor Dreyer, Joseph Delteil, Kamera: Rudolph Maté, Schnitt Carl Theodor Dreyer, Marguerite Beaugé.
Besetzung
Jeanne d’Arc – Maria Falconetti, Pierre Cauchon – Eugène Silvain, Jean d’Estivet – André Berley, Nicolas Loyseleur –
Maurice Schutz, Jean Massieu – Antonin Artaud, Jean Lemaître – Michel Simon, Guillaume Evrard – Jean d’Yd, Jean Baupère – Louis Ravet, Richter
– Armand Lurville, Jacques Arnna, Alesandre Mihalesco, Léon Larive, Jean Aymé, Gilbert Dacheux, Gilbert Dalleu, Paul Delauzac, Fournez-Gouffard, Henri Gaultier, Paul Jorge, Henri Maillard, Rayomond Narlay.
Rezeption und späteres Schicksal des Filmes
Die französische Fassung musste auf Betreiben der Kirche um 15 Minuten gekürzt werden. In Großbritannien
wurde der Film verboten, da die englischen Soldaten sehr negativ dargestellt werden.
Die unzensierte Originalfassung war in den Ufa-Studios in Berlin gelagert
und verbrannte dort im Dezember 1928. Dreyer schuf danach aus Reststücken eine neue Version, die dem Original recht ähnlich gewesen sein soll, aber auch diese Version fiel 1929 einem Brand zum Opfer. 1951 wurde bei Gaumont
eine Kopie dieser zweiten Fassung entdeckt. 1981 wurde dann in einer Nervenheilanstalt nahe der norwegischen Hauptstadt Oslo
eine dänische Version (d.h. mit dänischen Zwischentiteln) der ersten unzensierten Filmfassung gefunden, die gut erhalten war und restauriert werden konnte. Die Uraufführung
dieser restaurierten Fassung fand am 27. Juni 1996 in Mainz (Version mit deutschen Zwischentiteln) statt. Dabei wurde die „Jeanne d’Arc Suite“ des niederländischen Komponisten
Jo van den Booren gespielt.
Literatur
Heiner Gassen
(Red.): Carl Th. Dreyers Jeanne d’Arc. Institut Français de Munich/CICIM, Juni 1996, ISBN 3-920727-44-4. / REVUE CICIM 43/44, ISSN 0938-233x.